Einen beruflichen Neuanfang mit 30, 40 oder sogar 50 starten?

Die Sorge, „Ich bin zu alt, es ist zu spät!“, begegnet mir immer wieder in meinen Coachings. Deshalb nenne ich dir fünf Gründe, warum du fast nie zu als bist, für einen beruflichen Neuanfang.

 

1. Vielfältige Möglichkeiten: Aufstieg, Downshifting, Sinnsuche

Es ist fast nie zu spät, für einen beruflichen Neuanfang, denn es geht nicht immer nur um einen Aufstieg auf der Karriereleiter, sondern vielleicht auch um etwas, was am Anfang des Berufslebens noch nicht so wichtig erschien: Den Sinn in der Arbeit zu finden. Und das kann für jeden etwas anderes bedeuten: Ein Café aufmachen, noch mal Sozialpädagogik studieren, oder für eine NGO arbeiten. Oder aber es geht um einen Rückschritt auf der Karriereleiter, was als Downshifting bezeichnet wird. Ganz bewusst beruflich kürzertreten, die Arbeitszeit reduzieren oder auf eine Führungsposition verzichten, weil man seine Prioritäten ins Private verlagert hat, kann auch ein beruflicher Neuanfang sein. Wichtig ist, dass es sich für dich stimmig anfühlt.

 

2. Du hast nur eine Gesundheit

Wenn du morgens schlecht aus dem Bett kommst, psychische oder körperliche Beschwerden, wegen deines Jobs hast, solltest du etwas verändern. Vielleicht denkst du schon täglich darüber nach, ob dein Job noch zu dir passt und du hast innerlich bereits gekündigt. Ständig stupide Tätigkeiten auszuführen, die keine geistige Forderung zulassen, können ein Boreout verursachen. Zu viel Druck und überfordernde Tätigkeiten wirken sich ebenso negativ aus und können mitunter zum Burnout führen. Viele meiner KundInnen berichten, dass sie erst viel zu spät die Reißleine gezogen haben und dadurch länger Zeit benötigten, um wieder gesund zu werden. Deshalb ist kein Job der Welt es Wert, dass deine Gesundheit darunter leidet.

 

3. Dein bisheriger Weg war nicht umsonst

Aussagen wie: „Ich bin doch viel zu alt, um mit den jüngeren KollegInnen am Arbeitsmarkt mithalten zu können.“ sind häufige Befürchtungen. Mein Tipp: Fokussiere dich nicht auf den Vergleich mit anderen. Schau lieber, was du auf deinen bisherigen Weg für Erfahrungen sammeln konntest. Auch, wenn du auf den ersten Blick das Gefühl hast, dass es nicht relevant für den neuen Job ist, hast du jüngeren KollegInnen schon einmal Berufs- und Lebenserfahrungen voraus. Du konntest z.B. über die Jahre Erfahrungen bei zwischenmenschlichen Problemen sammeln oder einen Umgang mit Krisensituationen finden. Auf jeden Fall wirst du Erfahrungen gesammelt und dir Kompetenz angeeignet haben, die dich in dieser Kombination einzigartig machen.

 

4. Die Zeit bis zur Rente wird immer länger

Der demografische Wandel zeigt: Wir werden alle älter und arbeiten dadurch auch länger. Die verbleibende Zeit zum Rentenalter steigt und möchtest du wirklich die ganzen Jahre unglücklich im Job stecken, statt voller Erfüllung zur Arbeit zu gehen? Nur weil man der Generation 30+ angehört, heißt das noch nicht, dass man bis zur Rente einen Job ausüben muss, der keinen Spaß macht. Wenn es sich einfach nicht mehr passend anfühlt und du dich täglich zur Arbeit quälst, dann ist es Zeit für einen beruflichen Neuanfang.

 

5. Finanzierungsmöglichkeiten für einen beruflichen Neuanfang

Allerdings ist diese Veränderung leichter gesagt, als getan, denn es fehlen meist die nötigen finanziellen Mittel. Ein Vollzeitstudium oder eine neue Ausbildung ist mit der Deckung der eigenen Fixkosten oft nicht vereinbar. Leider gibt es gerade für die Altersgruppe 30+ kaum finanzielle Fördermöglichkeiten. BAFÖG, Bildungskredite oder sonstige Finanzierungen fallen überwiegend raus, da diese nur noch in Ausnahmefällen genehmigt werden. Dennoch gibt es Mittel und Wege, um eine berufliche Veränderung zu stemmen.

Sofern es für dich möglich ist, kannst du im Job Stunden reduzieren, einen Teilzeitjob annehmen, eine Förderung übers Arbeitsamt erhalten, einen Quereinstieg versuchen oder eine nebenberufliche Selbstständigkeit starten.

Der Staat fördert Weiterbildungsaktivitäten mit Zuschüssen. Es gibt verschiedene Förderprogramme:

  • Wenn du arbeitslos, arbeitssuchend oder auch beschäftigt bist, kommt vielleicht der Bildungsgutschein für dich infrage.
  • Mit dem Aufstiegs-BAföG wird die berufliche Aufstiegsfortbildung gefördert.
  • Das Aufstiegsstipendium für Berufserfahrene mit Ausbildung fördert ein erstes Studium auch berufsbegleitend.

Je nach Bundesland kommen verschiedene Weiterbildungsförderungen in Betracht, z.B. der Weiterbildungsbonus in Hamburg oder der Bildungsscheck in NRW.

Natürlich gibt es hier keine Pauschallösungen und deshalb betrachte ich mit meinen Kunden jede Situation individuell. Wir entwickeln dann gemeinsam eine Lösung, die realistisch umsetzbar ist und zur aktuellen Lebenssituation passt.

 

Inspirierende Beispiele für einen beruflichen Neuanfang

Hier kommen deshalb ein paar inspirierende Beispiele von Menschen, die sich trotz zunächst unüberwindbar Hürden der Herausforderung gestellt haben und diese Entscheidung immer wieder treffen würden:

 

Von der Assistentin zur Chefin

Eine Kundin Mitte 40, die viele Jahre Assistentin der Geschäftsführung war und eigentlich den Job ihres Chefs schon lange geschmissen hat. Sie brachte zwar eine kaufmännische Ausbildung mit vielen Jahren Berufserfahrung mit, zum Aufstieg in dieser Firma fehlte ihr jedoch ein Studium. Zudem versuchte ihr Chef sie auch kleinzuhalten. Sie entschied sich einen 30-Stunden Job bei einem neuen Arbeitgeber anzunehmen und nebenbei BWL zu studieren. Nach dem Studium übernahm sie direkt eine Führungsposition im Unternehmen und ist heute Chefin von 30 Mitarbeitern.

 

Die Bauingenieurin, die Waldorflehrerin wurde

Eine Ingenieurin Mitte 30, die keine Erfüllung mehr in ihrem Job fand und nach einem Burnout ein neues berufliches Ziel suchte. Im Coaching entdeckte sie ihr Talent für Lehrtätigkeiten und Wissensvermittlung. Ihre Leidenschaft für Physik und Mathematik wollte sie jedoch nicht aufgeben und ein langes Lehramtsstudium kam für sie auch nicht infrage. Sie entschied sich für eine zweijährige Weiterbildung zur Waldorf Oberstufenlehrerin, die über das Arbeitsamt gefördert werden konnte.

 

Der Mechaniker mit Personalambitionen

Ein Mechaniker Mitte 20, der in der Industrie tätig war und sich schon lange nach einer sinnstiftenden Tätigkeit sehnte. Neben einer hohen sozialen Intelligenz brachte er eine Leidenschaft für Personalentwicklungsthemen mit. Er entschied sich für die Aufnahme eines Studiums in Wirtschaftspsychologie mit dem Ziel im Personalwesen tätig zu sein. Das Studium finanzierte er durch seinen Job als Mechaniker mit reduzierter Stundenanzahl.

 

Die Stewardess, die ihre Leidenschaft zum Beruf machte

Eine erfahrene Stewardess, die ihren Job durch Einsparungsmaßnahmen verloren hatte und nach einem beruflichen Neuanfang suchte. Im Coaching deckten wir ihr verkäuferisches Talent und eine Leidenschaft für gesunde Ernährung auf. Im Bewerbungsprozess stellten wir ihre erfolgreichen Bordverkäufe und ihr hohes Interesse für gesunde Produkte heraus. Dadurch gelang ihr ein Quereinstieg im Außendienst bei einem Lebensmittelhersteller.

 

Pharmaziestudium mit 50, Berufseinstieg mit 60

Und zu guter Letzt: Eine ehemalige Arbeitskollegin, die im Alter von 50 Jahren ein Pharmaziestudium begonnen hat und im Anschluss noch eine Promotion ranhängte, stieg mit Anfang 60 in den Job ein. Dass ihr die Berufserfahrung in diesem Bereich fehlte, fiel gar nicht groß auf. Aufgrund ihres Wissens und fortgeschrittenen Alters wurde sie als sehr souverän im Job wahrgenommen, sodass niemand ihre Kompetenz anzweifelte.

 

Du möchtest auch einen beruflichen Neuanfang wagen? Dann lass dich auf die Warteliste für „Mission Traumberuf“ setzen. Im Online-Gruppenprogramm entwickeln wir einen beruflichen Weg für dich, der dich erfüllt und realistisch umsetzbar ist.